Hatha Yoga

Hatha-Yoga nach B.K.S. Iyengar ist eine intensive, effektive Methode, um einerseits verschiedene körperliche Beschwerden zu lindern und auf ganzheitliche Weise die allgemeine Fitneß zu steigern und die Gesundheit zu verbessern. Andererseits greifen wünschenswerte psychomentale Effekte, wie Förderung von Ausgeglichenheit, Konzentration, Belastbarkeit, Motivation, Energie, Gradlinigkeit, Klarheit.
Es wächst die Gewißheit, daß sich stetiger Einsatz für sinnvolle Ziele auf Dauer auszahlt.

Für das Sanskrit-Wort "hatha" sind zwei plausible Übersetzungen bekannt:
* Sonne "ha" - Mond "tha"
* entschlossene Bemühung
Die Interpretation der zweiten Übersetzung fällt jedem, der bereits Hatha-Yoga nach der Iyengar-Methode geübt hat, nicht weiter schwer.

Hatha-Yoga ist eine der 8 Disziplinen des "klassischen" ashtanga-Yoga, wie er von Patanjali, der vermutlich angesehendsten historischen Autorität in Sachen Yoga, definiert wurde.

Asanas
Der Hatha-Yoga kennt angeblich rund 50.000 Übungen, genannt asanas ("Haltungen", ursprünglich: "Sitz"), die in der Literatur teils mit anatomischen-logisch Namen bezeichnet werden, teils mit Tiernamen, teils mit Namen aus der indischen Mythologie. Im deutschsprachigen Unterricht haben sich einige Trivialnamen durchgesetzt, die teils aus der westlichen Gymnastik entlehnt sind wie etwa "Handstand" oder "Brücke".

Ausführliche Informationen über Hatha-Yoga können Sie unserem Online-Yogabuch entnehmen.

Iyengar

Seit über 60 Jahren beschäftigt sich Sri Bellur Krishnamachar Sundara Iyengar mit Yoga. Als schwächliches und häufig kränkelndes Kind von seinem Onkel dazu ermutigt, nahe er die Herausforderung an, seine Gesundheit und sein Wohlbefinden in die eigene Hand zu nehmen und studierte und übte mit großer Intensität Hatha-Yoga mit dem Erfolg, daß er bereits nach wenigen Jahren nicht nur gesund, sondern körperlich in bester Verfassung war, was Kraft, Flexibilität, Sinn für Balance, Konzentration,... betrifft. In den folgenden Jahrzehnten setzte er den weltweit anerkannten Maßstab in der Auffassung und Ausführung der Hatha Yoga Positionen, die er sehr detailiert und intelligent interpretiert.
In den 60'ern entstand dann sein Hauptwerk "Licht auf Yoga", das bis heute an Umfang und Präzision kaum Vergleiche findet und in vielen Sprachen erschienen ist. Weiterhin beschäftigte er sich in seinen späteren Büchern mit den Atemübungen des Pranayama sowie der Yoga-Philosophie und den weiteren Disziplinen wie z.B. Meditation.
Iyengars Gabe, schwierige oder hoffnungslose medizinische Probleme mittels Yoga einer Besserung oder gar Heilung zuzuführen, brachte ihm insbesondere in seinem Heimatland Indien einen guten Ruf bei manchen Medizinern ein.
An B.K.S. Iyengars seinem 1975 in Poona (Pune), Indien gegründetem, nach seiner verstorbenen Frau benannten Ramamani Iyengar Memorial Yoga Institute werden jährlich einige hundert Yoga-Schüler - und Lehrer aus- und weitergebiltet, die seine Methoden und sein Wissen in ihre Heimat tragen.

Wirkungen und Sinn intensiver Hatha-Yoga-Praxis.

Einige Haupteffekte intensiven Hatha-Yoga-Übens liegen auf der Hand.

  • Gesteigerte Gesundheit
    Nach indischer Lehre durchzieht und umgibt den menschlichen Körper ein System von feinstofflichen Energiekanälen (Nadis) und Zentren (Chakras). Zeitgenössische Forschung konnte dieses mittlerweile bestätigen. Dieses System erstreckt sich durch mehrere "Körperlichkeiten", die man als grobstofflich (der physische Körper), vital (die Lebensfunktionen des Körpers), emotional (der Körper, der inhaltlich aus unseren - vergangenen und gegenwärtigen - Gefühlen besteht), mental (der Körper aus vergangenen und gegenwärtigen Gedanken) bezeichnen kann. Dazu kommen noch einige weitere Körper, die sich jedoch schon schwieriger erkunden und erklären lassen.
    Heutige Spezialisten wie z. B.A.Brennan berichten von mindestens 9 Körpern, von denen die äußeren jeweils größere Dauerhaftigkeit als die weiter innenliegenden haben und deren Inhalte und Strukturen sich sozusagen nach innen sedimentieren, also über die Zeit nach innen auswirken.
    Mit Hatha-Yoga greift man ausgleichend und energetisierend in dieses System ein, was i.a. über die Zeit viele wünschenswerte Wirkungen, nicht nur im physischen Körper, mit sich bringt.

    Es gibt einige recht bekannte, gesundheitsfördernde Wirkungen des Hatha-Yoga:
    • Anregung der Hirnanhangdrüse z.B. durch den Kopfstand. Das Altern korreliert nach neuen wissenschaftlichen Untersuchungen mit der Abnahme der körpereigenen Produktion des von der Hirnanhangdrüse produzierten Hormons Melatonin. Melatonin wird zur Nacht hin vermehrt produziert mit einer maximalen Produktion während des Schlafes. Die Abnahme der maximalen Melatoninproduktion stimmt mit der Beobachtung überein, daß ältere Menschen weniger Schlaf benötigen bzw. weniger schlafen können.
    • Anregung/Regulierung weiterer Drüsentätigkeiten. Ein interessantes Beispiel ist etwa die Regulierung der Tätigkeit der Schilddrüse durch den Schulterstand und verwandte Übungen. Aus diesem Grund, daß zwei der wichtigsten und zentralsten Hormone durch die beiden Umkehrhaltungen Kopfstand und Schulterstand positiv beeinflußt werden, gelten diese beiden Übungen entsprechend ihrer Polarität (Schulterstand beruhigend, introvertiert und Kopfstand anregend, insbesondere mental aktivierend) als Königin und König der Yogahaltungen.
  • Flexibilität - durch Hatha-Yoga kann beliebige Beweglichkeit des Körpers ohne die Gefahr des gleichzeitigen Erschlaffens des Muskelapparates erreicht werden, da die Beweglichkeit durch muskeltrainierende Übungen erarbeitet wird.
  • Kraft - die Körperkraft wird auf ein für alle Belange des menschlichen Lebens mehr als ausreichendes Niveau gehoben. Auf Wunsch kann der Übende die Körperkraft darüber hinaus weiter steigern. Insbesondere verfügt jeder Muskel über Kraft auch im Bereich minimaler und maximaler Kontraktion, also im Bereich minimaler und maximaler Winkel in den entsprechenden Gelenken. Durch das gegebenen Maß dieses Effektes kann dieses durchaus als ein Alleinstellungsmerkmal des Hatha-Yoga gelten, alldieweil hier der (anatomisch begründbaren) Tendenz der Muskeln zuwidergearbeitet wird, im Bereich minimaler Kontraktion (insbesondere bei 180 Grad gestreckten Gelenken) wenig Kraft aufbringen zu können sowie der Tendenz fast aller Muskeln, im Bereich maximaler Kontraktion deutlich zu Krämpfen zu neigen. Beim letzten Effekt handelt es sich unter anderem um eine Folge des bei vielen insbesondere jüngeren Menschen zu hohen Grundtonus der Muskeln.
  • Geschmeidigkeit - Neben der erreichbaren Geschmeidigkeit der Bewegungen durch vollkommene Kontrollle der Muskeltätigkeit und eine hervorragende Balance in Verbindung mit einem gut ausgeprägten Körperbewußtsein steht hier auch die Fähigkeit der Muskeln, in nicht angespanntem Zustand mechanischer Verformung in erstaunlichem Maß nachzugeben. Neben der Erweiterung der Beweglichkeit (meßbar in winkelgrad) wird auch dir Spanne des realisierbaren Muskeltonus vergrößert, insbesondere in Richtung auf einen extrem ökonomischen, fast tonuslosen Grundzustand des Muskels hin.
  • Balance-Sinn
  • Ausdauernde Belastbarkeit - durch die gesteigerte Ökonomie des Muskels durch Herabsetzen übersteigerter Grundspannung wie auch vor allem durch langangehaltene Übungen (bis zu mehreren Minuten oder auch Bruchteilen von Stunden etwa z.B. im Falle des Kopfstandes) wird eine extreme Ausdauerbelastbarkeit der Muskeln erreicht.
  • Kondition - durch eine bestimmte Art des Übens, bei dem die Stellungen sehr häufig gewechselt werden (typisch z.B. alle 3 Sekunden), genannt dynamisches Üben, wird die Herz-Kreislaufleistung des Körpers wie bei einem Dauerlauf trainiert. Diese extrem schweißtreibende Angelegenheit ist sehr dazu geeignet, auch demjenigen Menschen endlich einmal das sprichwörtliche Abschalten des Kopfes zu ermöglichen, der dazu im Alltag und mit Hilfe schwächer wirkender Techniken wie z.B. autogenem Training, nicht in der Lage ist. Üblicherweise wird eine kaum bekannte Unmittelbarkeit zwischen Willensimpuls und Handlung erreicht, ohne, daß das unstete Mental dem noch im Wege stünde.
  • Gesteigerte Energie - das Maß der zur Verfügung stehenden und umsetzbaren Energie sowohl im physischen Sinne wie im Sinne etwa von Willensenergie wird durch intensives Hatha-Yoga-Üben deutlich gesteigert. Auch kurzfristig, etwa für Stunden kann ein großes Energiepotential bereitgestellt werden, etwa durch Rückbeugen. Dieser Effekt ist fast jedem Anfänger in bester Erinnerung, der nach dem ersten Male kräftigen Übens von Rückbeugen eine halbe Nacht lang energiestarrend im Bett liegt und nicht schlafen kann.
  • Trouble-Shooting - Häufig können kleinere akute Problemchen wie etwa Schmerzen im Rücken oder Verspannung im Nacken oder Schmerzen in der Schultermuskulatur (M. Deltoideus) innerhald von Minuten auf leichte Weise vollkommen Nebenwirkungsfrei abgestellt werden.
  • Zielgerichtetes Üben - Energie für eine durchzuarbeitende Nacht (fragen wir einmal nicht nach dem Sinn dieser Aktion) oder Ruhe für eine erholsame Nacht vor einem schweren und wichtigen Tag oder etwa gesteigerte mentale Wachheit und gutes Reaktiosvermögen; all dieses ist leicht durch entsprechende Übungen erreichbar. Glücklicherweise tritt hier weder ein Gewohnungseffekt wie etwa bei Pharmaka mit entsprechenden Wirkungen noch deren Nebenwirkungen auf.
  • Stabilisierung des Nervensystems - durch lange gehaltene Übungen, während derer viel Energie durch das Nervensystem (in beiden Richtungen) fließt, wird das Nervensystem zunehmend stärker und belastbarer.